Yacouba Sawadogo war international bekannt geworden, als es ihm in den 1980er Jahren gelang, in seiner Heimatregion einen Wald zu schaffen, um der Ausbreitung der Wüste entgegenzuwirken. Als Preisträger zahlreicher Auszeichnungen hatte er 2018 unter anderem den „Right Livelihood Award“, auch Alternativer Nobelpreis genannt, erhalten. Zwei Jahre später verlieh ihm das UN-Umweltprogramm den Preis „Champions of the Earth“.
Für den Kalender „Lebenszeichen 2021- aus den Wäldern der Welt“ hat ihn Lawagon Romeo Alex Ki vor Ort für uns besucht. In Memoiam veröffentlichen wir hier diesen Artikel noch einmal.
Wie ist es möglich, am Rande der staubtrockenen Sahelzone einen echten Wald entstehen zu lassen? Was unglaublich scheint, hat ein Ackerbauer im Norden Burkina Fasos vollbracht. Durch Erfindergeist und Fleiß ließ Yacouba Sawadogo eine uralte Agrartechnik wiederaufleben und schuf so eine grüne Oase für zahlreiche Menschen.
Der Wald, den Yacouba Sawadogo auf zuvor ödem Land pflanzte, bedeckt eine Fläche von zwanzig Fußballfeldern. Sechzig verschiedene Strauch- und Baumarten wachsen darin. Zugleich dient der Wald als fruchtbares Ackerland: Die Bäume ermöglichen die Speicherung von Wasser in der Erde und verhindern, dass Getreidesamen vom Wind verweht werden.
Als Yacouba Sawadogo vor vierzig Jahren begann, Samen in den staubigen Wüstenboden einzupflanzen, waren sich die Leute einig: Nur ein Verrückter würde versuchen, das kahle und von Geistern heimgesuchte Land fruchtbar zu machen. Niemand hatte Verständnis für den Mann, der als Händler ein gutes Auskommen gehabt hatte. Als die Sahelzone jedoch zu Beginn der 1980-er Jahre von Dürre und Hungersnot heimgesucht wurde und die Menschen in Scharen in die Städte flohen, wollte Sawadogo seine Nachbarn und Bekannten retten. Auf der Suche nach einer Lösung griff er auf die Zaï-Technik zurück, eine alte Ackermethode, die praktiziert wird, wo Böden vertrocknet sind und Wasserarmut herrscht.
Yacouba Sawadogo ist heute stolz darauf, die Zaï-Methode so erneuert zu haben, dass selbst während langen Dürrezeiten geerntet werden kann. „Niemand hat mir diese Technik beigebracht. Ich habe sie in meinen Träumen gesehen”, erzählt er in einem exklusiven Interview mit Lebenszeichen. Traditionellerweise werden zuerst Mulden gehackt, in die dann Hirsekörner gestreut werden. Sawadogo jedoch füllt die Löcher zusätzlich mit einer Kompostmischung und legt Steinreihen, damit das Regenwasser nicht abfließen kann.
Mit der verbesserten Zaï-Technik erzielte Sawadogo so reiche Erträge, dass seine Methode rasch zum Selbstläufer wurde und mittlerweile sogar in den Nachbarländern Burkina Fasos praktiziert wird. Auch bei internationalen Agrarspezialist/innen ist Yacouba Sawadogo ein äußerst gefragter Mann.
Sein Wissen darum, wie sich die Wüste begrünen lässt, gibt Sawadogo an junge Frauen und Männer in dem von ihm eigens dafür gegründeten Zentrum weiter. Zudem betreibt er Bienenzucht und geht der Heilung von Krankheiten nach, wie er im Interview erklärt: „Die Gesundheit der Bevölkerung liegt mir am Herzen”. Der Wald dient ihm dabei als natürliche Apotheke, da es dort Blätter, Wurzeln und Rinde gibt, aus denen Arzneien hergestellt werden können. Sawadogos größtes Anliegen ist es, dass der Reichtum, den die Baumwelt und die Zaï-Methode beschert, auch noch den nächsten Generationen von Nutzen sein wird.